Wenn es neben Chamonix eine Hauptstadt des Bergsteigens in den Alpen gibt, dann ist sicherlich Innsbruck vorne dabei. Die Hauptstadt Tirols ist umgeben von eindrucksvollen Bergketten, die von der zentral gelegenen Stadt sehr leicht erreichbar sind.

Wir von Laserer alpin haben diese Klettersteigveranstaltung schon vor einigen Jahren entwickelt und die Beliebtheit bei unseren Gästen gibt uns recht.

So konnte ich mit meiner Frau Lisa bereits zum zweiten Male in dieser Saison mit sechs Gästen diese wunderschöne Region Österreichs besuchen. Wir hatten Glück – der Wetterbericht versprach uns perfektes Wetter, keine Gewitter, ja nicht einmal Wolken sollten wir in den nächsten Tagen sehen. Leider war die Kehrseite der Medaille, dass wir dann mit entsprechender Hitze zu kämpfen hatten.

Für mich galt es also, die Touren so auszusuchen, dass wir möglichst der Hitze entkamen und auch optimal mit den vielen Bergsteigern am Wochenende taktieren konnten.

Am ersten Tag fuhren wir also weiter nach Westen. Im Ötztal gibt es einige wirklich toll angelegte Klettersteige. Um meine Gäste und deren Kletterniveau besser kennenzulernen und um uns langsam an die langen Touren zu gewöhnen, bestiegen wir als erste Tour den „Stuibenfall Klettersteig“. Nur wenige Minuten dauerte der Zustieg vorbei an einem kleinen Badesee und dem weltbekannten „Ötzidorf“. Im angenehm kühlen Wald stiegen wir nach der Überquerung des Baches auf einer kleinen Brücke zum eigentlichen Einstieg hinauf. Im Wesentlichen ist der Steig perfekt für Anfänger geeignet, geht es doch überwiegend im Grad A – B dahin. Eine kurze steilere Stelle erreicht den Grad C. Über einige Bänder erreicht man dann in eindrucksvoller Höhe den obersten Teil des höchsten Wasserfalles Tirols. Unter der Aussichtsplattform geht es dann weiter zu einer kurzen Einseilbrücke hoch über der Abbruchkante des Wasserfalles.

Nach einer erfrischenden Mittagspause fuhren wir weiter nach Lehn um den etwas schwierigeren „Lehnerfall Klettersteig“ gleich am Nachmittag anzugehen. Nach einem angenehm schattigen Zustieg mussten wir hier allerdings nach dem Überwinden der ersten Steilstufe in die pralle Sonne. Der Klettersteig hat den Vorteil, dass er nach oben hin etwas leichter wird und bald befanden wir uns auch wieder im Schatten. Krönenden Abschluss bildete dann eine lange Seilbrücke wiederum an der Abbruchkante hoch ober dem Wasserfall.

Nun waren wir gewappnet für das Highlight dieser Klettersteigtage, dem Innsbrucker Panoramaklettersteig an der Nordkette. Wegen der zu erwartenden Tageserwärmung und der Länge der Tour nahmen wir gleich die erste Gondel hinauf ins Hafelekar. Aufgrund des zu erwartenden großen Andranges am Wochenende hatten wir unsere Begehung geschickt noch „unter der Woche“ geplant. Und die Rechnung ging voll auf. Nur wenige andere Bergsteiger tummelten sich mit uns entlang der Felstürme und Zacken der Nordkette, fast 2000 m über Innsbruck. Als angenehmer Nebeneffekt erwies sich die Tatsache, dass auch dieser Klettersteig mit zunehmender Länge leichter wird. Trotzdem merkt man natürlich die gut 1, 5 km Stahlseil in Armen und Beinen. Auch ein angenehm kühler Wind begünstigte hier unseren perfekten Bergtag.

Der dritte Tag unseres Klettersteig Trips zeigte sich wiederum von seiner schönsten Seite. Das Wochenende begann mit einem strahlenden Morgen und es versprach wieder ein heißer Tag zu werden. Möglichst hoch hinauf, am besten entlang eines Bergkammes war daher die Devise. Mit der ersten Gondel der Elferseilbahn in Neustift im Stubaital schwebten wir gemeinsam mit unzähligen Paragleiter Piloten nach oben. Gleich bei der Bergstation konnten wir die ersten Piloten beim Auslegen ihrer bunten Schirme beobachten. Wir schauten aber, dass wir entlang des wunderbar angelegten Hüttenweges zur Elferhütte an Höhe gewannen. Die Pflichtpause auf der schönen Hüttenterrasse verschoben wir auf den Nachmittag und wanderten gleich weiter zum Einstieg der Elferspitzenüberschreitung. Dieser Klettersteig wurde perfekt angelegt und führt nach einem sehr fotogenen Aufstieg durch einen Kamin und entlang einer Kante sehr steil zum Gipfel. Nach einem kurzen und steilen Abstieg, vorbei an einem riesigen eindrucksvollen Klemmblock folgte die Überschreitung der zahlreichen Elferspitzen Türmchen und Türme. Die unzähligen Grate und Kanten, Absätze, Überhänge und Felsnadeln bildeten einen perfekten Hintergrund für viele, viele tolle Kletterfotos.

Zum Abschluss folgte der Panoramawanderweg hoch über dem Pinnistal zurück zur Elferhütte. Auf der Terrasse war es uns zu heiß, daher beobachteten wir einige Flugschüler durch das Hüttenfenster bei ihren ersten Startversuchen. Zugegeben, viel lieber wäre ich mit einem Schirm ins Tal geflogen, als mit der Gondel hinunter zu schweben. Heute schmeckte uns das „nach der Tour Getränk“ auf der Terrasse unseres Hotels besonders gut und gerade noch rechtzeitig kamen wir vor dem Abendessen unter die Dusche.

In der Nacht zog endlich eine kleine Störungszone durch und brachte die ersehnte Abkühlung. Der letzte Tag war gleichzeitig auch der Heimreisetag. Daher wählten wir Klettersteige aus, die im Osten, am Heimweg lagen, und nicht zu lange waren. Im Zillertal, gleich hinter dem Bahnhof von Mayrhofen wurde von den lokalen Bergführern eine Wand mit einem Netz von Klettersteigen erschlossen. Dabei wurde darauf geachtet, dass für jeden Schwierigkeitsgrad und auch für Kinder ein Steig dabei war. Wir wählten mit dem Huterlahnersteig, einen Steig im mittleren Schwierigkeitsgrad aus. Der Start verlief noch gemeinsam mit dem Kindersteig, aber bald zweigten wir an einer steilen Wand ab. Eine kurze Stelle erwies sich dann doch eher als C+/D, war aber für uns durchaus zu bezwingen. Nach einigen kurzen Querungen erreichten wir die senkrechte Efeuwand, sehr fotogen erklommen wir diese Steilstufe um an einer Kehre des Abstiegsweges Lisa zu treffen, die im 8. Monat schwanger diesen letzten Klettersteig ausgelassen hatte. Nach einer kurzen „Einseilbrücke“ und einer Querung auf schmalen Felsband hatten wir nur noch eine letzte steile Wandstufe im Wald zu überwinden um endlich das langersehnte und verdiente Abschlußbier auf der Terrasse der Hütte genießen zu können. Nach dem Abstieg über den sehr gut angelegten Huterlanersteig waren wir in einer halben Stunde wieder am Parkplatz.