Killimanjaro und Mt Kenia – zwei interessante Gegensätze in Ostafrika

Zugegeben – die Geschichte ist schon etwas abgedroschen, aber der Roman „Schnee am Killimadscharo“ von Ernest Hemingway – trug doch auch wesentlich zur Steigerung des Bekanntheitsgrades des Killimanscharos bei. Bei der Geschichte von Hemingway geht es darum, wie das Skelett eines Leoparden auf den Gipfel des Killimanjaros gekommen sei.

Diese Geschichte hat einen wahren Kern. Der deutsche Missionar Reusch, (1891 – 1975), er versah seinen Dienst in der Mission von Arusha am Fuße des Killimanjaros zwischen 1927 und 1954, hat den Killi insgesamt rund 40 Mal bestiegen. Bei seiner ersten Besteigung, der erst 6. Besteigung überhaupt, fand er den gefrorenen Kadaver eines Leoparden. Nach seiner 25. Besteigung des Kibos und dem wiederholten Abstieg in den Krater, benannte man diesen Krater in „Reuschkrater“. Man muss nun wissen, dass der Krater des Kibos keineswegs wie etwa die Öffnung eines Glases waagrecht ist, sondern der Kraterrand ist schief, ziemlich schief sogar. Der tiefste Punkt dieses Kraterrandes heisst Gillmans Point und der höchste Punkt heisst heute offiziell Uhuru Peak und gilt als höchster Punkt Afrikas. Im Inneren ist der Krater größtenteils verschlossen. Darum konnte der Missionar Reusch ja auch hinabsteigen. Man findet dort heute riesige Eisblöcke, die wie eisblaue Ozeanriesen aus braunem Lavasand ragen. Daneben finden sich braune Steinkugeln mit mehreren Metern Durchmesser. Nach dieser kleine Ebene folgt ein kleiner Hügel, vielleicht 50 Hm hoch, bevor es wieder hinunter geht. Nach einer weiteren Erhebung kommt der Ash pit und erst dann kann man in den Schlund dieses weltbekannten Vulkanes blicken. Interessant sind auch kleine dampfende Stellen, an denen man gelben Schwefel findet und wo es natürlich extrem nach Schwefel riecht.

Nun hat unser Missionar Reusch mitten am vereisten Rand des Reusch Krater, in der Gegend des heute so genannten Leopards point, einen echten Leoparden gefunden. Natürlich war der schon tot, jedoch beim Fund tiefgefroren. Der Versuch ihm den Kopf abzutrennen schlug daher fehl und man begnügte sich mit den abgetrennten Ohren als Beweis.

Als ich zum wiederholten Male auf dem Gipfel des Kibo stand, hatte ich einmal wirklich perfekte Verhältnisse und sehr gut trainierte Gäste. Wir stiegen in den Krater ab. In jenem Jahr war die Schneedecke im Krater besonders „mager“ und wir fanden viele interessante Dinge. Einen Golfball, die halb verrotteten Reste eines uralten Rundkappenfallschirmes – und ja, genau unter dem Leopards Point möglicherweise das Skelett des Leoparden! Ich habe die Knochen fotografiert und selbstverständlich am Fundort liegen gelassen. Es könnte sich allerdings auch um die Knochen eines Hundes gehandelt haben. Da aber der Leopard plötzlich vom Kraterrand verschwunden ist, so könnte er sicherlich auch von einem starken Sturm in den Krater geweht worden sein.

Ein Abstieg in den Krater ist aber in jedem Fall wirklich enorm interessant und bietet einen unvergleichlichen Ausblick auf die verschiedenen Eisformationen. Natürlich erkauft man sich dies mit der zusätzlichen Mühe eines Wiederaufstiegs zum Kraterrand, bevor man zur Kibohütte absteigen kann. Empfehlenswert ist das natürlich nur mit einer entsprechend guten Akklimatisierung.

Und diese nötige Akklimatisierung holen wir uns bei unseren meisten Bergreisen nach Ostafrika am Mt. Kenia. Natürlich ist so eine Reise dann auch teurer, aber es lohnt sich dann auch wirklich. Auf der Haben Seite steht dann nicht nur ein „mehr“ an Erlebnissen, sondern besonders auch eine wesentliche Komponente an Sicherheit. Auch der Erlebniswert der gesamten Reise steigert sich, da man durch die viel bessere Akklimatisierung von den jeweiligen Berggipfeln auch viel „mehr“ hat. Die Höhe vertragen Menschen eben individuell verschieden, und da der Killi fast 6000 m hoch ist, ist eben eine ausgezeichnete Akklimatisierung unerlässlich. Wenn man sich dann schon am Mt. Kenia eine volle Woche lang akklimatisiert, so kann man den Killi praktisch ohne Höhenprobleme genießen. Die Reise mit dem Auto zwischen den beiden Bergen bietet dann noch als Highlight viele interessante Details – eben Afrika pur.

Der Mt. Kenia ist landschaftlich eigentlich viel schöner als der Killimanjaro, es gibt viel weniger Touristen und Dank der vielen kleinen Seen ist die Landschaft um Nelion, Batian, Point John und Point Lenana wirklich reizvoll und sehr abwechslungsreich. Die Hütten sind zwar sehr, sehr einfach, aber dafür liegen sie in einer optimalen Höhenlage für eine gute Akklimatisation. Von Naro Moru kann man meist bis zu den ersten Hütten auf der Met Station mit einem Geländewagen fahren, manchmal ist die Straße aber vermurt und man muss die letzten Kilometer wandern. Die Met Station befindet sich auf einer Lichtung mitten im afrikanischen Dschungel und besteht aus einigen kleinen, einfachen Berghütten und einer Haupthütte für den Hüttenwart sowie einer eigenen Küchenhütte für die Kochmannschaft.

Die anstrengendste Etappe ist dann gleich am nächsten Morgen jene von der Met Station bis zum über der Waldgrenze gelegenen McInders Camp. Wandert man anfangs noch durch dichten Wald, lichtet sich dieser bald und nach einigen sumpfigen Bereichen kommt man aus dem Wald heraus und über den Grashügeln tauchen die Gipfel des eigentlichen Mt. Kenais auf. Weit, wirklich weit geht der Blick gleichzeitig zurück und über eine weite Steppenlandschaft. Dafür wandelt sich die Szenerie mit den zahlreichen kerzenförmigen Lobelien und den fremdartigen Senecien in eine fast utopische, ähnlich auf einem fernen Planeten.

Nach einigen Tagen mit kleineren Akklimatisierungswanderungen testen wir einen Nachtaufstieg und starten daher sehr früh mit unseren Stirnlampen zur Austrain hut und zum Point Lenana. Dieser Tag bietet einen idealen Testlauf für unsere eine Woche später geplante Besteigung des Killimandscharos. Nach diesem langen Tag schlafen wir nocheinmal auf über 4000 m bevor wir ins Tal ins bequeme Hotel mit Pool absteigen.

Am nächsten Tag folgt der Reisetag und damit zahlreiche wirklich interessante Afrikaeindrücke, vom Friseur und dem Zahnarzt auf der Straße bis zu einem Lunch im weltberühmten Westmark Hotel in Nairobi reicht die Palette. Nach der Grenze zwischen Kenia und Tansania kommen wir ins Massailand. Diese dem Killi und Mt. Meru westlich vorgelagerte Landschaft ist vor allem durch unzählige kleine sekundär Vulkane gekennzeichnet. Immer wieder passieren wir kleinere Trupps von Massai und deren Siedlungen.

Als Basis für unsere Besteigung des Killimandscharo erreichen wir ein Hotel in Arusha mit wunderschönem Park. Nach der unserer Zeit am Mt. Kenia können wir dann den Killi so richtig entspannt genießen und stressfrei von Hütte zu Hütte höher wandern. Die Tagesetappen sind relativ kurz, rund einen halben Tag ist man gemütlich unterwegs, bis man nach einigen Tagen die letzte Hütte, die Kibo Hut, immerhin schon auf der Höhe des höchsten Berges der Alpen, dem Mt Blanc, erreicht.

Der Gipfeltag ist dann natürlich ein sehr langer. Schon um Mitternacht heisst es aufstehen und ganz, wirklich ganz langsam wandern wir die unendlichen Kehren des Weges im endlosen Vulkanschotter aufwärts. Genau zu Sonnenaufgang, eventuell etwas früher erreichen wir dann den Kraterrand und es geht noch ca. eine Stunde weiter zu dessen höchsten Punkt dem Uhuru Peak. Ein wirklich grandioses Erlebnis. Mit der Sonne kommt dann auch die Tageserwärmung und der lange Gipfeltag endet dann nach einem Lunch auf der Kibo Hut gleich unten auf den Horombo Hütten. Nach einer langen Nacht erreichen wir am nächsten Tag gegen Mittag wieder unser schönes Hotel.

Natürlich darf bei einem Afrika Urlaub eine kurze Safari nicht fehlen. Wir verbringen als Ausklang unserer Zeit in Afrika noch in diversen Nationalparks beim Beobachten der typischen Tierwelt.